Ruttmanns 1921 uraufgeführtes »Opus 1« ist das erste abstrakte bzw. ›absolute‹ Werk der Filmgeschichte. Es enthält keine Abbilder der Realität, sondern besteht nur aus Farben und Formen, so wie Ruttmann es schon zuvor in seinem Manifest zu einer »Malerei mit Zeit« formuliert hatte. Er schreibt 1919, dass er erst nach fast zehn Jahren »der technischen Schwierigkeiten Herr geworden« sei, die sich der Ausführung seiner schon ab 1913 formulierten Idee entgegenstellten, man müsse mit Film »arbeiten können wie mit Pinsel und Farbe«. Diese künstlerisch motivierte Notwendigkeit neuer technischer Mittel führt Ruttmann bis zu dem 1920 erteilten Patent zur Herstellung der abstrakten, malerischen Bildfolgen seiner Filme.
Dem lange verschollenen Film »Opus 1« folgen drei weitere rein abstrakte Filme, die ebenso aufwändig von Hand coloriert sind. Zu jedem dieser Filme gehört eine speziell dafür komponierte Originalmusik, ein weiterer Unterschied zu den absoluten Filmen von Hans Richter oder Oskar Fischinger, die nur vorhandene Musik in Bilder umsetzen.
http://www.medienkunstnetz.de/werke/opus1/ vom 25.9.2018