In einer technoiden Welt ist es eine ganz alltägliche Situation: Durch die Straßen der großen Stadt zu schlendern, vorbei an riesigen LED-Leinwänden, bestehend aus kleinsten Lichtpunkten, die einen Eindruck von Realität erzeugen. Diese Realität kennt man, erlebt sie jeden Tag, nimmt sie ohne große Reflektion als wahr an. Was aber passiert, wenn sich das Bild verändert je näher man herantritt? Das digitale Gesicht auf einmal verzerrt wird? Wenn sich also die Grenzen der vermeintlichen Realität aufheben?
Diese Fragen haben uns bei dem Projektionsprojekt „fragments of RGB“ interessiert. „fragments of RGB“ spielt auf mehreren Ebenen mit Illusion und Wahrnehmung. So wird das Medium des klassischen LED-Screens simuliert und aufgebrochen, indem statt der Funktion des Gesamtbildes, bestehend aus einzelnen Lichtpunkten genau diese pixelartige Optik durch einfache Projektion erzeugt wird. Wir setzen also bewusst eine umgekehrte Gestaltungsform ein, um den Effekt eines Trompe-l’oeil zu erhalten.
Taucht man tiefer in den Gedanken der Wahrnehmung, vor allem der individuellen und somit von Mensch zu Mensch unterschiedlichen Wahrnehmung, ergibt sich die zweite Überlegung hinter „fragments of RGB“. Uns war es wichtig, den ganz persönlichen Blick des Betrachters zu thematisieren, seinen Blick zu „reprojezieren“. Die Installation reagiert dabei auf die Bewegung des Betrachters, seinen Blickwinkel also. Entsprechend seines Handels verändert sich auch die Projektion. Die Illusion von einem LED-Screen wird zerstört und die RGB Elemente zersetzen sich zu neuen, entrückt anmutenden Bildern, zu einer veränderten „Realität“. Neben dem Gedanken der Installation, die die sensible Interaktion zwischen Mensch und Bild veranschaulicht und erlebbar macht, ist „fragments of RGB“ gleichermaßen als Fotoserie angelegt bei denen die Transformationen ganz bewusst vom einem Display abfotografiert wurde, wodurch der Effekt der Befremdung in der Gestaltungsfrage noch verstärkt wird.
http://www.designmadeingermany.de/2011/4815/ (30.12.2019)