Reflektorisches Lichtspiel
Als Beitrag für das Laternenfest im Juli 1922 konstruierte Kurt Schwerdtfeger mit Josef Hartwig einen beleuchteten Apparat, vor dem verschieden geformte Pappen manuell verschoben werden konnten. Die dabei entstehenden Schatten bildeten abstrakte Muster auf einer transparenten Projektionsfläche. Auf Grundlage des dabei entdeckten optischen Phänomens der doppelten, warmen und kalten Schatten wurde das System in der Folge von Ludwig Hirschfeld-Mack zu „Reflektorischen Farbenspielen“ weiterentwickelt, die – obschon weiterhin per Hand betrieben – starke Bezüge zum abstrakten Film der 1920er Jahre aufweisen.
Kurt Schwerdtfegers „Reflektorisches Lichspiel“ wurde 1922 in Kandinskys Wohnung uraufgeführt und im selben Jahr noch einmal am Bauhaus gezeigt. 1923 gehörte es zum Programm der Bauhausbühne, die während der Bauhauswoche in Jenaer Theater auftrat.
Quelle: https://www.bauhaus100.de/das-bauhaus/werke/fotografie/reflektorisches-lichtspiel/ (04.11.2019)
>Das Reflektorische Farblichtspiel<
Kurt Schwerdtfeger hat als Student am Bauhaus in Weimar 1922 das „Reflektorische Farblichtspiel“ ent-wickelt. Das in langwierigen Versuchen gefundene Prinzip ist denkbar einfach. Von einer Lichtebene aus wird über eine Schablonenebene farbiges Licht auf eine Reflektionsebenegestrahlt, auf der dann farbige Schablonenformenerscheinen. Die Lichtquellen und die Schablonenformen werden von Mitspielern nach einer Partitur bewegt, sodass sich einscenarischer Ablauf der Farbmischungen, Überschneidungen und Verwerfungen von Formen und Farbenergibt. Die Uraufführung fand in der Wohnung von Kandinskystatt und wurde außerdem 1922 am Bauhaus in Weimaraufgeführt und 1923 im Jenaer Theater als Teil der Bauhausbühne während der Bauhauswoche. Eine Dokumentation hierüber befindet sich im Bauhausbuch 1919-1923 und in weiteren Bauhausbüchern. Im Jahr 1924 fanden mehrere Aufführungen an den„Sturmabenden“ Herwarth Waldens in Berlin und später an der Kunstgewerbeschule in Stettin, an der Kurt Schwerdtfeger lehrte, statt.
Nach 1945 hat Schwerdtfeger die „ReflektorischenFarblichtspiele“ mit Studierenden der Pädagogischen Hochschule Alfeld (jetzt Universität Hildesheim) rekonstruiert. 1966 fand die erste Aufführung im Bauhausarchiv Darmstadt statt und kurz nach seinem Tod eine Wiederholung im Kunstverein Hannover, wo dann der Anstoß zurfilmischen Dokumentation gegeben wurde, die 1968 erfolgte. In den letzten Jahren, im Zusammenhang mit der Bedeutung von Videokunst, wurde dieser Film auf internationalen Lichtkunstausstellungen im Centre Pompidou in Parisund im KZM in Karlsruhe gezeigt, um damit auf die Ursprünge der Lichtkunst hinzuweisen. Stefan Schwerdtfeger
Quelle: https://www.kunstverein-bad-salzdetfurth.de/haupt/2007/Schwerdtfeger.pdf (2.11.2019)