Mit dem LED-Schriftzug Kultur = Kapital zitiert Alfredo Jaar Joseph Beuys’ These und Arbeit Kunst = Kapital und öffnet sie für einen gesamtgesellschaftlichen wie internationalen Kontext. So ist die Braunschweiger Arbeit Teil einer multilingual angelegten Serie mit Vorläufern in Miami, Helsinki und Turin. An die Portikussäulen des Stadtschlosses montiert, wird die besondere Ambivalenz dieser Sentenz hervorgehoben: Kultur = Kapital verbindet ein Grundvertrauen in die alternative Ökonomie der Kunstproduktion mit einer kritischen Warnung vor ihrer kommerziellen Vereinnahmung. Im Sinne des Kultursoziologen Pierre Bourdieu wird die konfliktreiche Abhängigkeit von kulturellem und ökonomischem Kapital thematisiert. Der Glaube an die Kraft der Kunst und die besondere gesellschaftliche Bedeutung der Kultur werden hervorgehoben.
https://www2.braunschweig.de/lichtparcours2016/lp16/kuenstler.html#jaar (10.03.2022)
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Der prominenteste der teilnehmenden Künstler, der gebürtige Chilene Alfredo Jaar, besetzt auch den prominentesten Ort. Sein Schriftzug „Kultur = Kapital“ – eine Paraphrase des Multiples von Joseph Beuys „Kunst = Kapital“ – prangt am Portikus des Braunschweiger Shopping-Schlosses. Die Arbeit wurde (wie die meisten anderen) von Sponsoren finanziert, in diesem Fall von der Richard-Borek-Stiftung. Diese hatte auch schon kräftig für die Schlossattrappe vor der Einkaufspassage ins Portemonnaie gegriffen und die monumentale Bronzeplastik der Brunonia spendiert, die über dem Schriftzug thront. Es sei dahingestellt, ob Jaars beabsichtigte Systemkritik in diesem Kontext zu verstehen ist.
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https://www.bauwelt.de/das-heft/heftarchiv/Kultur-Kapital-Braunschweiger-Lichtparcours-2016-2608557.html (10.03.2022)