Die Galerie der Gegenwart, als markanter weißer Kubus der Hamburger Kunsthalle be- kannt, wurde im Oktober 2010 durch die Lichtinstallation von Hinrich Gross in eine be- fremdliche dekonstruktivistische Skulptur verwandelt. In Anspielung auf die grammatische Zeitform Futur II nannte er seine Arbeit „Gegenwart II“. Der sprachlichen Zwitterform aus Zukünftigem und Vergangenem entsprach die visuelle Doppelwertigkeit seines Seh- experiments. Das Museum, etwas erhöht gegenüber der Alster gelegen, bot also sowohl seiner Bezeichnung nach eine ideale Plattform als auch als konkrete Projektionsfläche, zumal das Gebäude mit seiner klaren, auf dem Quadrat basierenden Architektur und der hellen Fassade mit horizontalen und vertikalen Fensterbändern einen weithin sichtbaren Markstein im Stadtbild darstellt.
...
Petra Roettig: DOPPELTES PRÄSENS Anamorphose versus Perspektive https://www.hinrichgross.de/work/gegenwart-ii/ (21.06.2021)