„Möge sich erfüllen, was begonnen wurde. Mögen sie daran glauben und ihre Leidenschaften verlachen. Denn das, was sie Leidenschaft nennen, ist in Wahrheit nicht seelische Kraft sondern die Reibung zwischen der Seele und der äußeren Welt“ wird in Andrei Tarkowskis Film „Stalker“von 1979 verkündet. Lori Hersberger könnte bei seiner Installation „Dystopia Stalker No.2“ an eine in unbestimmter Zukunft sich abspielende und durch repressive Kontrolle charakterisierte Gesellschaft gedacht haben. Dennoch möchte der Künstler keine eindeutige Lesart durch den Titel evozieren, sondern vielmehr eine Kaskade von Assoziationen beim Betrachter auslösen, worauf schon frühere, vergleichbare Arbeiten wie „Optimize Your Feng-Shui“ (2008), „Geist“(2009) oder „Dystopia Stalker“ (2013) abzielten. Die paraventartige Anordnung der Panzerglaswände wurde von Hersberger mit der vitalen Geste eines Malers eingeschlagen, was unsere unterdrückte, latente Faszination für die Schönheit der Zerstörung wecken mag. Durch die Begehbarkeit der Installation wird der Betrachter Bestandteil des sich im steten Wechselspiel von Innen und Aussen, Inklusion und Ausgrenzung befindenden Gesamttableaus. Wo Zerstörung ist, entsteht auch Neues.
Cathérine Hug
Curator, Kunsthaus Zürich
http://www.lorihersberger.com/ (28.02.2022)