Paul Schwers Bauteile sind aber keine konstruktivistischen Weltbestandteile eines noch ausstehenden Projekts, das sich perspektivisch in einen narrativen Gesamtzusammenhang einbetten ließe (Lissitzkys konstruktivistische Lenin-Tribüne ist ein Gerüst, das sich wohl weitgehend als solcher Vorgriff verstehen lässt). Sie greifen nicht auf eine positive Ordnung vor, sondern sind entweder beschädigt, unterbrochen oder im Abbau begriffen. Sie sind (wie vielleicht Gestelle und Gerüste überhaupt) modellhaft, unvollständig und ostentativ klapprig. Die Konstruktionen aus Kabeln, Leuchtröhren und fragil aneinander geschraubten Latten tragen sich gerade so selbst und wackeln gleichsam unter ihrem eigenen Gewicht– eine existenzielle Metapher. Man könnte auch sagen: Die symbolische Ordnung (des Gestaltens, Aufbauens) leckt. In ihr brechen widerständige Bestandteile hervor, Möbel verfehlen ihren angestammten Platz und beginnen wahnhaft zu spuken. Kommoden schweben durch die Luft oder kippen in einen vollends artifiziellen Raum aus Dachlatten, wobei sie das Flackern eines Fernsehschirms ausspucken. Paul Schwers Gestelle, Gerüste und Installationen sind Angriffe auf behagliche und habitualisierte Lebenswelten, die sie durchstoßen, entkleiden, aufbrechen, die sie wuchern und zerbersten lassen und die sie umkippen. Immer wieder leuchten dabei Neonröhren artifiziell, Kabel und Latten schlingen sich ineinander. Weniger organisch kann man das scheinbar natürliche Habitat kaum nachstellen. Johann Hartle