Über mehrere Monate hinweg tauchen die poetischen Textinstallationen Robert Montgomerys im Sommer 2012 an verschiedenen Orten der Stadt auf. Die Ausstellung ist bis heute eines der umfassendsten Projekte im Programm von Neue Berliner Räume.
Im Zentrum des viermonatigen Ausstellungsprojektes stehen zwei großformatige Lichtskulpturen auf dem Gelände des ehemaligen Tempelhofer Flughafen, sowie über 20 Textarbeiten die auf Großplakatflächen in der gesamten Stadt präsentiert werden. Weitere vier Texte des Künstlers werden in einer in dieser Form einmaligen Kooperation mit ausgewählten Magazinen als ganzseitige künstlerische Interventionen anonym abgedruckt. Als Abschluss des Ausstellungsprojektes zeigt Neue Berliner Räume im September im Rahmen des 12. Internationalen Literaturfestivals Berlin und der ersten Berlin Art Week weitere Arbeiten Montgomerys in einer gesonderten Ausstellung im Stattbad Wedding. Im Oktober 2012 erscheint bei mono.kultur die erste umfassende Publikation über Montgomerys Arbeit. (...)
Robert Montgomery arbeitet in einer post-situationistischen Tradition und rückt dabei das Medium der Sprache ins Zentrum seiner Arbeit. Er versteht seine Texte als den Versuch einer Bestandsaufnahme: Er wolle mitten im öffentlichen Raum das Gefühl unserer Zeit spiegeln, beschreiben, wie es sei, heute zu leben. Der Blick auf dieses Heute ist bei Montgomery immer geprägt von tiefer Skepsis gegenüber einer anscheinend blind fortschreitenden Moderne und zugleich dem Glauben an die Möglichkeiten jedes Einzelnen, sich dagegen aufzulehnen. Seine poetisch-melancholischen Arbeiten sind daher immer auch ein Bekenntnis. Sie agieren nicht über die so populär gewordene Ironisierung, die den eigenen Standpunkt gern verwischt.
https://www.neueberlinerraeume.de/project/echoes-of-voices-in-the-high-towers/ (2.11.2019)
Das Postfuhramt ist ein Palast – in all seiner Größe, Architektur und Opulenz. Und seit über 15 Jahren auch ein grandioser Ort für Kunst und Kultur. So unterschiedlich die Nutzung des Gebäudes in den letzten hundert Jahren auch war – jede hat sich als vergänglich erwiesen. Wie kann es weitergehen? Diese simple Frage treibt Robert Montgomery immer wieder um. Seine leuchtenden Texte tauchen inmitten der Stadt auf, lassen im ewigen Treiben Berlins kurz innehalten und sind kurze, intensive Reflektionen zum öffentlichen Raum. Sie machen Gedachtes und Gesagtes sichtbar und spüren die Erinnerungen eines Ortes und seiner Menschen nach. So auch am Postfuhramt.
Die Lichtskulptur auf dem Dach des Postfuhramtes läutet die letzten Monate von C/O Berlin an seinem angestammten Standort ein. Die tiefe Melancholie der Arbeit spiegelt sich hier im verfallenden Glanz des Hauses wider und fügt sich behutsam in das architektonische Ensemble ein. So wie das Schicksal des Ortes in vielerlei Hinsicht symbolisch verstanden werden darf, so weist auch die Arbeit Robert Montgomerys über den konkreten Rahmen dieser Präsentation hinaus. Die Leuchtskulptur ist in diesem Sinne vielmehr ein prägnanter Kommentar auf die sich überall in ähnlicher Weise spiegelnden Veränderungen in der Stadt und ihrem Alltag.
https://www.co-berlin.org/robert-montgomery (2.11.2019)