In seinem mit einfachsten Mitteln zusammengebauten Schattentheater Théâtre d’Ombres wählt Boltanski ein denkbar ephemeres Gestaltungsmittel und versetzt den Betrachter in eine Stimmung, die zwischen Heiterkeit und Melancholie oszilliert. Die Installation zählt zu Boltanskis Reihe der „Ombres“, der „Schatten“, die sich auf zwei Ebenen bewegen: der „realen“ mit den figuralen Gegenständen und lichterzeugenden Komponenten und der metaphysischen Schattenebene. Die beweglich aufgehängten Figuren aus Blech erzeugen ein sich überlagerndes Geflecht von Schattenformen an den Wänden. Durch den Luftzug im Raum verändern die Schatten ihre Form, wobei die scherenschnittartigen Bilder in Größe und Schärfe vom Abstand zu den Lichtquellen abhängen: Sie sind beliebig vergrößerbare und formbare Erscheinungen, Projektionen, die vor allem flüchtig sind: „Von einem Augenblick zum anderen können die Schatten verschwinden, sobald die Scheinwerfer oder die Kerzen verlöschen, ist nichts mehr da. Der Schatten ist fragil, er ist nicht greifbar.“
Christian Boltanski in: Doris von Drateln, „Der Clown als schlechter Prediger. Gespräch mit Christian Boltanski. Paris, im Dezember 1990“, in: Ausst.-Kat. Christian Boltanski. Inventar, hrsg. von Uwe M. Schneede, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1991, S. 53–77, hier S. 75., unter: https://sammlung.kunstmuseum.de/artwork/theatre-dombre-schattentheater/#_ftnref1 [21.01.2022]
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The works are often simple but fragile in execution, using universal iconography, and showing a touch of emphatic carelessness. For his Théatre d’Ombres from 1984 he uses small metal figurines, primitive in their style and handmade out of metal foil and thread. There is a skull, some ghosts, some skeletons, masks and scary faces. They are all dangling from a simple metal frame placed on the gallery floor. Light spots next to them throw their shadows multiplied in size onto the walls.
Behind the work lie children’s rituals. The dance of life and death reaches an elusive borderline here. The experience is ambivalent, at once laughable and sad. Boltanski says he has always been interested in childhood. He feels that we all carry a dead child within us.
Text ist nur auf Englisch verfügbar
Andrea Kroksnes: Highlights. Art from 1945 to the Present, Nasjonalmuseet 2016; unter: https://www.nasjonalmuseet.no/en/collection/object/MS-03655-1994 [25.01.2022]