Gonzalez-Foersters Kunst ist eine Art Zwischenraum. Sie konzipiert Ausstellungen, die Kunstwerke sind. Diese räumliche Leere im Zentrum ihrer Arbeiten scheint mir nur ein wei terer Hinweis auf dasselbe zu sein, was die meisten Arbeiten auf der Bedeutungsebene, oder genauer, durch ihren bewussten Mangel an Bedeutung, zum Ausdruck bringen. «Insgesamt ist die Schrift auf ihre Weise ein Satori», meint Roland Barthes, «ein mehr oder weniger star kes [...] Erdbeben, das die Erkenntnis, das Subjekt ins Wanken bringt: Es bewirkt eine Lee re in der Sprache.»8' Diese verzaubernde Leere bildet die produktive Kraft in Gonzalez- Foersters Ausstellungsgestaltung. Sie schafft es, die Räume mit verlockenden Formen von Nichts zu erfüllen. Die Künstlerin hat Bedeutungslücken an so fernen Orten wie Brasilien, China und Japan eingefangen und festgehalten, doch man begegnet ihnen auch direkt im Zentrum unserer alltäglichen Erfahrung. Jetzt, nachdem sie sie mir gezeigt hat, treffe ich überall auf diese Leere. Die Konstruktion der urbanen Atmosphäre, ja der Stadt selbst, fin det «im Innern des Betrachters» statt, sagt Gonzalez-Foerster. Sie erinnert uns an das Aussen, das wir in uns tragen. Ihre Arbeiten ereignen sich immer in diesem Raum, sie s i n d dieser Raum. Dominique Gonzalez-Foerster ist die weltweit überragendste Ausstellungsmacherin.
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