Ich bin verstärkt an sozialen Dienstleistungsprojekten interessiert. Ich gehe davon aus, dass Kunstwerke nicht unbedingt Objekte sein müssen, und arbeite folglich an Projekten, die eine direkte Verständigung mit dem Betrachter beinhalten. Da solche gegenstandslosen Projekte jedoch nicht immer als Kunstwerke identifiziert werden, konzipiere ich meine Arbeiten als Werkzeuge, die von jedem Zuschauer unmittelbar als Kunstwerke erkannt werden, mit dem Bemühen, neue Ausdrucksformen zu entwickeln.
Meine Arbeit besteht also darin, soziale Dienstleistungen anzubieten, was zu einer neuen Art Kunstaktivismus führen kann. Ich bin der Meinung, dass eine solche Arbeitsweise eine neue gegenstandslose Kunst hervorzubringen vermag, Vorbote einer neuen Mentalität und kommender sozialer Veränderungen.
Yoshiaki Kaihatsu
https://www.bethanien.de/artists/yoshiaki-kaihatsu/ (29.05.2019)
Von weitem gleichen sie winterlichen Schneepalästen. Wer aber näher an die großdimensionierten und leuchtenden Skulpturen von Yoshiaki Kaihatsu herantritt, trifft auf Styropor als ihr Baumaterial. Nicht irgendwelches, sondern geformtes Verpackungsmaterial, das ehemals Konsumgüter vor Transportschäden schützte. Unter Kaihatsus Händen verwandelt es sich in begehbare Tempel, in ein Teehaus oder in abstrakte Skulpturen. Wie Ufos leuchten diese Architekturen von innen heraus und verleihen ihnen einen Hauch von Science fiction. In „negativer“ Hinsicht sind sie das gleich doppelt. Zum einen handelt es sich bei ihnen buchstäblich um Negativformen, zum anderen schliessen ihr Material und Leuchten auch die Doppeldeutigkeiten und Ungewissheiten einer „strahlenden Zukunft” mit ein.
https://www.mikikosatogallery.com/de/kuenstler/yoshiaki-kaihatsu (29.05.2019)
Yoshiaki Kaihatsu versteht seine Kunstpraxis als eine Arbeit am Sozialen. Daher zielen seine Projekte stets auf eine direkte Interaktion mit Personen vor Ort. So entwarf er ein „Future Post Office“, in dem er als analoger Briefträger Post entgegennahm, die man sich an sein zukünftiges Selbst schrieb und erst nach einem Jahr erhalten hat. 2012 baute er ein minimalistisches „Haus der Politiker“ in der Sperrzone von Fukushima und lud immer wieder Politiker ein, um die Situation in dem strahlenversuchten Gebiet hautnah zu erleben. 2014 errichtete er eine unterirdische Radiostation auf einem leeren Grundstück, und bat (in ein Maulwurfkostüm gekleidet) Nachbarn zu Interviews – auch um ganz bildlich mit einem Bottom-up-Format auf Sendung zu gehen. Seine Projekte nähern sich selbstironisch und spielerisch den ganz großen Themen der Zeit und ermutigen vor allem dazu,selbst Position zu beziehen.
https://www.zu.de/universitaet/artsprogram/kaihatsu-yoshiaki.php (29.05.2019)