KURZBESCHREIBUNG
Die Neonarbeit In between von Mariana Vassileva ist als Epilog für die Ausstellung Walk The Line. Neue Wege der Zeichnung, 2015, entstanden. Vassileva ist vor allem durch ihre Videoarbeiten und Objekte bekannt geworden, mit denen sie auf vorgefundene Situationen und Verhältnisse reagiert, sei dies in St. Petersburg, New York oder Sydney. Auch hier geht sie mit ihrer Arbeit auf eine gegebene Situation ein: Am Ende der Ausstellung führt der Weg durch die Dunkelheit einer verlängerten Lichtschleuse und wird dort durch die schwarzen Wände links und rechts von Dunkelheit umhüllt. Die Situation wirft die Frage nach Orientierung, nach den Kraftfeldern auf, zwischen denen der eigene Weg verläuft, auf dem man sich ganz auf sich selbst zurückgeworfen erlebt. In der schwarzen Unsichtbarkeit der Wände droht die Gefahr, sich zu verlieren, in der Dunkelheit zu verschwinden, so wie es in Dante Alighieris Göttlicher Komödie mit den Worten beschrieben ist: „Ich fand mich, grad in unseres Lebens Mitte / In einem finstern Wald zurück, verschlagen, / weil ich vom rechten Pfad gelenkt die Schritte.“[1]
[1] Dante Alighieri, La Commedia/Die Göttliche Komödie I: Inferno/Hölle, in Prosa übers. und komm. von Hartmut Köhler, Stuttgart 2010, S. 9.
AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG
Die Seiten links und rechts des Weges sind über dem Kopf des Betrachters mit der Intervention von Mariana Vassileva durch Lichtlinien verbunden, die als ein Gespinst von Spannungsbögen sichtbar werden und die Gestalt von Blitzen aufweisen. Vassileva nutz die Neontechnik hoch über dem sich vorantastenden Betrachter, um die in Glas gefassten Linien zum Leuchten und damit Licht in die Finsternis zu bringen. Ihre Lichtlinien verdanken sich unzweifelhaft Energien, deren abgründige Potenziale zwar vom Menschen geschaffen sind, von ihm jedoch nicht immer kontrolliert werden können und daher in ihrer Wirkung ambivalent bleiben. Sie wirken einerseits als Lichtspender und beleuchten den Weg, steigern aber gleichzeitig durch ihre grelle Intensität in der Dunkelheit die Atmosphäre des Un-Heimlichen, die durch den asymmetrisch verlaufenden Gesamtverlauf der Lichtlinien verstärkt wird. Die Lichtlinien nimmt der Besucher als Nach-Bilder mit. Sie lösen sich erst allmählich auf, wenn er den Raum bereits verlassen hat. Holger Broeker
https://www.kunstmuseum-wolfsburg.de/sammlung/mariana-vassileva/in-between/ (28.11.2019)