The Statisticon Neon (2017) ist eine Hommage an Joseph Beuys’ monumentales Werk Das Kapital Raum 1970-1977, das zuerst 1980 im Deutschen Pavillon in Venedig zu sehen war und sich heute als Leihgabe in der Neuen Nationalgalerie / Hamburger Bahnhof in Berlin befindet. Neidich montiert sein diagrammatisches, von buntem Neonlicht gepägtes Werk auf eine zwanglose Anordnung schwarzer Tafeln, die eine Art Echo auf Beuys’ Installation sind und sich zu dieser vergleichbar einem Technicolor- zu einem Schwarzweissfilm verhalten. Das Neonlicht veranschaulicht die Beziehung zwischen Kunst und Gesellschaft rund vierzig Jahre nach Beuys’ Werk, insbesondere die Bedeutung des Internets und seine Auswirkungen auf Arbeit und Kapital.
Das 21. Jahrhundert ist als Jahrhundert des Gehirns bezeichnet worden, seid wir jüngst vom Postfordismus in den Kognitiven Kapitalismus übergegangen sind. Der Geist und das Gehirn sind die neuen Fabriken des 21.Jahrhunderts. Während das Internet zur Zeit von Beuys’ Werk noch ein begrenztes Experiment war, arbeiten wir heute unbezahlt für Facebook, Instagram und Google, indem die von uns produzierten Daten individuelle Datenproflle ergeben, die später an Unternehmen und Sicherheitsfirmen verkauft werden.
Heute hat sich die formale Subsumption der Arbeit des Proletariats in eine reale Subsumption transformiert, in der unser ganzes Leben von Arbeit konsumiert wird, und wir sind Kognitarier geworden. Das Statisticon Neon verbindet diese Entwicklung mit dem in letzter Zeit erfolgten neurologischen Turn, in dem die Aktivität des Kapitalismus die Neuroplastizität des Gehirns mit etwas verbunden wird, das Neidich neuropower oder Neuromacht genannt hat – ein Begriff, der direkt in die Ausstellung im 2. Stock weiterführt.
http://www.rosa-luxemburg-platz.net/warren-neidichcolor-of-politics/ (20.11.2019)