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»Lichtkunst mit Neon ist die vielleicht artifiziellste aller Kunstmedien. Auch wenn die Technik heute von LED vom Markt verdrängt wird, in der Kunst hat sie immer noch ihre Daseinsberechtigung. Sprechen wir von Lichtqualität und haptischer Präsenz, bleibt die Wirkung von klassischem Neongas betreffend Farbemotionen unübertroffen. Kein anderes Medium in der Kunst repräsentiert Großartigkeit und Banalität in der Kunst auf eine solch’ überzeugende Weise.«
Ein besonders gelungenes Beispiel stellt dabei Hersbergers Werk »Sunset 164« von 2006 dar. Es zeigt einen stilisierten Sonnenuntergang mit zerschlagenen Glasplatten im Vordergrund, das, je nach Betrachterstandpunkt, die Halbkreise aus Neonkonturen zu einem gebrochenen Ganzen zusammenfügt. »Hersbergers ambivalente Konstellationen sind zugleich irritierend und anziehend. Es sind verletzliche Bilder, die Hersbergers Auffassung, dass Kunst heute einzig noch fragmentarisch oder aus Fragmenten zusammengesetzt bestehen kann, entsprechen. Sie strahlen eine überwältigende Empfindung von Freiheit und Optimismus aus, gleichzeitig aber sind sie voller Melancholie – es sind Zeugen des verlorenen Glücks, ungemein heutig und urban.«4
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4 Aus: »Frozen Beauty« »Cœur Synthétique« Monografie (2005), Text v. Mirjam Varadinis, Kuratorin Kunsthaus Zürich
https://www.stayinart.com/lori-hersberger/ (25.02.2022)