James Nizam arbeitet mit Licht – es ist auf seinen Fotografien zugleich Thema und Material. Das künstliche Studiolicht oder das natürliche Tageslicht lenkt er zu Linien, Formen und Flächen und suggeriert Körperlichkeit und Bewegung. Ohne trickreiche Wahrnehmungstäuschungen kann Nizam den Blick herausfordern bis zu virtuosen Imaginationen von Objekten. Und er kann die Sehgewohnheit, Licht nur auf der Oberfläche zu erfassen, leicht überspringen und die Immaterialität in Gegenständlichkeit verwandeln.
Die Skulpturen aus Sonnenlicht, die Zeichnungen aus gebündeltem flashlight, die architektonischen Gebilde aus Strahlen und verfremdend illuminierten Gegenstände verbinden die Anfänge der fotografischen Kunst mit den Themen der konkreten Fotografie und den gegenwärtigen technischen Möglichkeiten der optischen Physik.
So installiert Nizam im geschlossenen Raum an verschiedenen Punkten Lichtquellen, die strahlenförmiges Licht aussenden. Gleich einem Choreographen kann er diese Strahlen zu verschiedenen Konstellationen verbinden, so dass sich die leuchtenden Raumlinien zu geometrischen Körpern ergänzen. Die entstehenden konvexen Polyeder kann er bis zum Icosahedron mit 20 Oberflächensegmenten ausreizen (»Thought Form«). Andere Werke entstehen durch eingebohrte Löcher in Filmkassetten oder Frachtcontainer, in die Lichtfächer und Muster einstrahlen.
Nach den Vorbildern alter, astrologischer Observatorien und prähistorischer Sonnenkalender errichtet Nizam (durch genaue Berechnung des Sonnenlichteinfalls in Spalten der Gebäudeaußenhaut) temporäre Wände aus Licht (»Shard of Light«) und in »Lathes« und »Wall« wiederum verselbständigen sich die aus einem Gebäudezusammenhang erleuchtet herausgehobenen, architektonischen Details zu abstrakten, schwebenden Gebilden.
Unabhängig davon, ob als Studiosituation mit künstlichem Licht oder draußen vor Ort unter Nutzung von natürlichem Tages- und Sonnenlicht arbeitet Nizam mit seinem Material wie andere mit Farbe, Holz oder Stein. Er zwingt das Licht zu Linien, zu Formen, Flächen, zu Körperlichkeit und suggeriert Veränderung und Bewegung.
Die Verbindung aus Skulptur und Raum zu Licht-Figuren wird auf seinen teils großformatigen Fotografien zusammengefasst zu Schöpfungen mit hoher ästhetischer Präsenz und poetisch sinnlicher Gestalt.
https://www.reitergalleries.com/de/kuenstler/james-nizam/ (09.12.2019)