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Die Arbeit von Brigitte Kowanz ist eine technologische, nach rationalen Prinzipien organisierte Kunst, deren Werke aber zumeist eine Sphäre des Magischen, eine Aura des sinnlich Anziehenden und Poetischen aufbauen. Von hier aus weiter vorzudringen, führt auf ein Terrain der Dichotomien. So wie sich die Präsenz des Lichts vor allem über ihren Kontrast zur Finsternis manifestiert, so wie der vorgegebene Gegensatz zwischen hell und dunkel als eine ursprüngliche Polarisierung gelesen werden kann, sind die Werke der Künstlerin zwischen dem Festen und dem Liquiden angesiedelt. Sie nehmen ihren Ausdruck nicht bloß über das ungreifbare, nur schwer in Worte zu fassende Erstahlen von Helligkeit an, sondern ebenso über die jeweils ausgewählten Leuchtmittel – zumeist über die Technik speziell geformter Leuchtstoffröhren oder LED-Lampen mit bestimmten Farbwerten.
Der Dualismus zwischen der empirischen Erfahrung des Lichts als unmittelbar präsentes Phänomen und der Materialität seiner Quellen findet seine Entsprechung in jener bemerkenswerten Eigenheit, Licht sowohl in Form von Wellen als auch als Teilchen abbilden zu können, wie aus der Praxis der Quantenphysik bekannt ist. Dieses paradoxe Nebeneinander als Gleichzeitigkeit von Gegensätzlichem lässt sich in das mathematische Modell des aus 0 und 1 bestehenden binären Codes transformieren.
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https://www.parnass.at/news/brigitte-kowanz-mathematische-poesie-des-lichts (09.08.2021)