Beschreibung
»Da ich Op-Art-Bilder mit Holzrahmen [...] gemacht hatte, habe ich für meinen ersten Versuch, elektrisches Licht zu verwenden, eine Lampe von etwa 50W in eine solche Konstruktion eingesetzt. In wenigen Minuten ließ die heiße Lampe eine Rauchsäule aus dem verkohlten Holz aufsteigen! Ich sagte mir, dass ich jetzt verstehe, warum elektrisches Licht in Kunstobjekten nicht geeignet ist und gab meinen Versuch auf. Ein paar Monate später saß ich in meinem Atelier und betrachtete unseren Weihnachtsbaum mit seiner kleinen Glühbirnenkette – sie hat dem Baum nicht geschadet. Wie dumm war ich gewesen, nicht daran gedacht zu haben, im Bild Lampen mit niedriger Wattleistung zu installieren! Nachdem der Baum abgebaut war, machte ich mit einer der Glühbirnenketten mein erstes elektrisches Lichtbild [...] , das ich Elektromalerei nannte.«[1] (Malina 1975)
Die Arbeit »Voyage II« steht mit ihrer Verbindung von Licht und Bewegung exemplarisch für das künstlerische Werk von Frank Joseph Malina, der zu den Pionieren der kinetischen Kunst gehört. Malina war jedoch nicht nur Künstler, sondern auch Luftfahrtingenieur und am Start der ersten amerikanischen Höhenrakete beteiligt. Nachdem er 1944 das Jet Propulsion Laboratory mitbegründete – ein Labor, das heute der NASA angegliedert ist und Satelliten und Raumsonden entwickelt – und anschließend bei der UNESCO tätig war, widmete er sich ab 1953 fast ausschließlich seiner künstlerischen Arbeit und griff dabei auf seine bisherige Forschung zurück.
Mit der Integration elektrischen Lichts in seine künstlerischen Kreationen schuf Malina das Konzept der Elektromalerei. Später entwickelte er dafür gemeinsam mit Jean Villmer ein elektromechanisches System namens Lumidyne, zu dem die Arbeit »Voyage II« gehört. Das System kombiniert Motoren und Glühbirnen mit farbigem Plexiglas und transparenten Diffusionsschirmen. Malina arbeitete kontinuierlich an einer Verbesserung dieses Systems und experimentierte mit unterschiedlichen Elementen, um neue Bildformen und -effekte aus Licht und Bewegung zu erzeugen.
1968 gründete er die einflussreiche Zeitschrift »Leonardo« als ein offenes Forum des Austausches für KünstlerInnen an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technologie.
[1] Frank Joseph Malina, »Electric Light as a Medium in the Visual Fine Arts: A Memoir«, Leonardo 8, Nr. 2 (Sommer 1975): 109–119. Übersetzt aus dem Englischen.
AutorIn: Judith Bihr
https://zkm.de/de/werk/reise-ii (01.06.2020)