»Skrjabin genügte bald nicht mehr die Musik zum Ausdruck seiner philosophischen Ideen, die u.a. von Nietzsche, Bergson und der Theosophie inspiriert waren. In seiner symphonischen Dichtung Prometheus (1908/10) notiert er ein Farbenklavier. Zum Ende seines Lebens hin beschäftigte ihn mehr und mehr die Idee eines multimedialen »Mysteriums«, eines siebentägigen Rituals, das in einem halbkugelförmigen Tempel in Indien zelebriert werden und alle Sinne ansprechen sollte als Symphonie aus Wort, Ton, Farbe, Duft, Berührungen Tanz und bewegter Architektur. Dieses utopische Projekt, zu dem Skrjabin nur den Text einer »Vorbereitende(n) Handlung« fertig stellen und einige musikalische Bruchstücke entwerfen konnte, sollte die Teilnehmer auf eine höhere Daseinsstufe, zu »kosmischem Bewusstsein« führen. Skrjabin, der als ein Kind seiner Epoche, sich mehr und mehr als eine Art Messias fühlte, ahnte die kommenden Welt-Erschütterungen, von denen er noch den Beginn des 1. Weltkrieges erlebte.«
Gottfried Eberle, in: Komponisten der Gegenwart, Walter-Wolfgang Sparrer und Hanns-Werner Heister (Hg.).
Quelle: Julia Gerlach | http://www.medienkunstnetz.de/werke/promethee/bilder/1/
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Alexander Moser gehörte zum engeren Bekanntenkreis des Komponisten Alexander Nikolajewitsch Skrjabin. Wassili Jakowlew war wohl 1925 der erste Biograph Skrjabins, der Moser als „einen der Freunde“ des Komponisten bezeichnete. Die beiden hatten sich spätestens im Sommer 1909 kennengelernt, als Moser nach Brüssel reiste und dort Fotos von Skrjabin anfertigte. Der regelmäßige Umgang der beiden endete vermutlich erst mit Skrjabins plötzlichem Tod im Jahr 1915. Die meisten Biographen Skrjabins erwähnen Moser als Konstrukteur des ersten Lichtklaviers, mit dem die Tastiera-per-luce-Stimme bei privaten Voraufführungen der Komposition Promethée. Le Poème du feu gespielt wurde. Wie das von Moser für Skrjabin gebaute Lichtklavier funktioniert hat, ist allerdings nicht mehr zu rekonstruieren. Der nicht funktionsfähige Apparat, der sich im Moskauer Skrjabin-Museum befindet, wurde schon 1925 von Wassili Jakowlewitsch bei seiner Beschreibung des Vierten Zimmers des 1922 eingerichteten Museums in Skrjabins ehemaliger Wohnung als „Modell“ bezeichnet, das allerdings von Moser zu Lebzeiten des Komponisten hergestellt wurde:
„Man lenkt seine Aufmerksamkeit (an der Wand mit den Fenstern) auf das Modell eines Apparates für Lichteffekte für die Aufführung des ‚Poem des Feuers‘ (‚Prometheus‘), das ein Freund Skrjabins, der Ingenieur A. E. Moser konstruiert hat, um damit das ‚Lichtklaviatur‘ zu verwirklichen, das in der Partitur des ‚Prometheus‘ vorgesehen ist. Dieses Modell wurde hergestellt in der Zeit, in der Skrjabin sein Poem schuf.“ (Übersetzung Friedemann Kawohl)
Möglicherweise hat Moser nur dieses Modell angefertigt und wollte es später noch mit entsprechender Technik ausstatten.
Aus einem Bericht der Schauspielerin Alisa Koonen (1889–1974) geht hervor, dass Skrjabin Lichteffekte einsetzte, als er im Winter 1911/1912 in seiner Wohnung Teile aus Promethée. Le Poème du feu auf dem Klavier vorführte. Skrjabin hatte Koonen gebeten, die Musik tänzerisch mit ihm zu erarbeiten. Sie kleidete sich in Chiton und Sandalen und „probierte einfache Bewegungen, welche durch ihre plastische Zeichnung die Stimmung jener Etüden und musikalischen Auszüge wiedergeben könnte“, die Skrjabin spielte. „Häufig“, so erinnert sich Koonen weiter, „schaltete er mal dieses, mal jenes Licht hinter dem Flügel ein, und das Zimmer wurde in blaues, gelbes, rotes und violettes Licht getaucht.“ Ob Moser bei dieser Aufführung zugegen war, und ob eine Apparatur Mosers benutzt wurde, wie Siegfried Schibli vermutet, ist nicht überliefert. Koonens Schilderung legt aber nahe, dass Skrjabin selbst die Lichter aus- und eingeschaltet hat.
Besondere Bedeutung hat Moser als Urheber einiger wichtiger fotografischer Porträts des Komponisten. Ein berühmtes Porträt Skrjabins zeigt den Komponisten sitzend, die rechte Hand auf einem Tisch liegend und die linke in einer Denkerpose an den Kopf gestützt.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Moser_(Chemiker)