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Skulptur in Bewegung
Alle gelungenen Formulierungen Stephan Hubers seit 1983 verdanken sich letztlich der Weigerung, Skulptur als das zu akzeptieren, was sie ist. Stabilität schätzte Henri Laurens an der Skulptur, und Anthony Caro wollte seine Werke „schwer und wirklich“.1 Plastik galt traditionell als das Gegenteil des Flüchtigen, sich Verändernden, Beweglichen. Stephan Huber legte es gerade darauf an, die Skulpturen in Bewegung zu setzen. Schon das erste dieser Werke, Arbeiten im Reichtum, 3, besteht im Wesentlichen aus einem Transportmittel, einem Schubkarren, in dem ein leuchtender Kronleuchter liegt. Auch Lenins Koffer tragen Räder; und der Schreibtisch des Revolutionärs ist im Wunder von Petersburg auf hydraulische Transportheber aufgebockt. Bubinga zeigt 1986 – erste Reliefs deuten bereits das Ende dieser Arbeitsphase an – einen auf dem Boden liegenden Violinkörper mit schräger Oberfläche, auf dem ein mit Rädern versehener Violinhals steht. Die Stellung der Rollen und die eingebauten Bremsen verhindern, dass sich der Hals vom Körper trennt. Als solche wandelnden Paradoxe begegnen uns später auch die Arbeit im Reichtum 14 und Soleil du Nord.
Wo diese direkte Umsetzung in Beweglichkeit fehlt, hilft die Inszenierung oder zumindest die Metapher: Die Helden der Arbeit, vier Putti, halten 1984 einen massiven schwarzen Block in der Schwebe, und sie müssen auch zu diversen anderen Anlässen wieder zupacken. Melancholische Skulptur heißt ein Ensemble aus Koffern und Werkzeugkästen unterschiedlichster Typen, auf denen überdimensionale Hüte liegen.
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Stephan Schmidt-Wulffen
Text is only available in German http://www.stephanhuberkunst.de/texte/eisenherz-dru.html (03.03.2022)